Im Herzen von Prag, eingebettet in das historische jüdische Viertel Josefov, befindet sich ein Ort, der nicht nur durch seine architektonische Schönheit beeindruckt, sondern vor allem aufgrund seiner emotionalen Tiefe berührt: die Pinkas-Synagoge. Als zweitälteste Synagoge der tschechischen Hauptstadt steht sie als ein bedeutendes Zeugnis jüdischer Kultur und tragischer Geschichte.
Hier erfährst du alles über ihre einzigartige Architektur, ihre bewegte Geschichte, ihre kulturelle Bedeutung und ihre Rolle im heutigen Prager Tourismus. Gleichzeitig werfen wir auch einen Blick darauf, wie Besucher die Synagoge empfinden.






Wo: Pinkas-Synagoge, 3, Široká 23, Josefov, 110 00 Praha -> Anfahrt
Geschichte – Zeugnis eines Jahrhunderte währenden Schicksals
Die Geschichte der Pinkas-Synagoge beginnt im Jahr 1535, als Aron Meschullam Zalman Horowitz, ein angesehener Prager Bürger jüdischen Glaubens, die Errichtung des Gebäudes in Auftrag gab. Direkt neben seinem Wohnhaus entstand ein Ort des Gebets und der Gemeinschaft. Bereits zu diesem Zeitpunkt war die jüdische Gemeinde Prags blühend und kulturell bedeutend. Namensgeber der Synagoge war vermutlich ein Familienmitglied oder früherer Besitzer namens Pinkas.
Über die Jahrhunderte musste die Synagoge zahlreiche Veränderungen und Katastrophen bewältigen, darunter wiederholte Überschwemmungen, die bauliche Anpassungen notwendig machten. Besonders umfangreich war der Umbau zwischen 1607 und 1625, bei dem eine prächtige Frauengalerie sowie ein Sitzungssaal hinzugefügt wurden. Im 19. Jahrhundert wurde der Boden erhöht, um erneute Überschwemmungen zu verhindern.
Doch die dunkelste Zeit der Pinkas-Synagoge folgte im 20. Jahrhundert mit der Besetzung Prags durch die Nationalsozialisten. Während des Holocaust wurde nahezu die gesamte jüdische Gemeinde ausgelöscht. Nach dem Krieg verwandelte sich die Synagoge ab 1954 in eine Gedenkstätte: Die Namen von fast 78.000 tschechischen und mährischen Holocaust-Opfern wurden auf die Wände geschrieben. Die Synagoge wurde somit zu einem der eindrucksvollsten Mahnmale Europas.
Die Gedenkstätte wurde 1960 erstmals eröffnet, aber wegen massiver Schäden durch Feuchtigkeit musste sie 1968 wieder geschlossen werden. Erst nach einer aufwendigen Restaurierung in den 1990er Jahren wurde sie 1995 erneut der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und dient seitdem als bewegendes Zeugnis der Vergangenheit.
Architektur – Stille Schönheit in Gotik und Renaissance
Architektonisch spiegelt die Pinkas-Synagoge den Übergang zwischen Gotik und Renaissance wider. Der Innenraum beeindruckt mit einem spätgotischen Netzgewölbe, dessen dezente Renaissance-Malereien den Raum schmücken. Hohe, gotische Maßwerkfenster lassen Tageslicht in die Räume einfallen und erzeugen eine besondere Atmosphäre von Stille und Nachdenklichkeit.
Ein zentrales Element der Synagoge ist der barocke Toraschrein, der aus dem späten 17. Jahrhundert stammt und von Doppelsäulen flankiert wird. Er bildet einen markanten Mittelpunkt im Hauptraum der Synagoge und zieht die Blicke der Besucher sofort auf sich. Die Bima – ursprünglich im gotischen Stil errichtet – wurde im 18. Jahrhundert umgebaut und erhielt ihr heutiges Rokoko-Eisengitter.
Einzigartig sind jedoch die Namen der Holocaust-Opfer, die alle Innenwände des Gebäudes vollständig bedecken. Diese unzähligen Inschriften sorgen für ein überwältigendes und tief bewegendes Erlebnis. Besucher sprechen oft davon, dass dieser Anblick sie sprachlos und emotional berührt zurücklässt.
Kulturelle Bedeutung – Erinnerung und Begegnung
Die kulturelle Bedeutung der Pinkas-Synagoge ist enorm. Sie symbolisiert nicht nur das reiche kulturelle und religiöse Leben der jüdischen Gemeinde Prags vor der Shoah, sondern ist auch ein tief bewegendes Mahnmal gegen das Vergessen. Der Synagoge kommt somit eine doppelte Funktion zu: einerseits bewahrt sie das jüdische Erbe der Stadt, andererseits erinnert sie eindringlich an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen.
Besonders hervorzuheben ist die Ausstellung im Obergeschoss der Synagoge, in der Kinderzeichnungen aus dem Ghetto Theresienstadt zu sehen sind. Diese Zeichnungen, entstanden unter Anleitung der Künstlerin Friedl Dicker-Brandeis, zeigen eindrucksvoll, wie Kinder versuchten, ihre Ängste, Träume und Hoffnungen trotz ihrer tragischen Situation künstlerisch auszudrücken. Diese Sammlung gilt als einzigartige kulturhistorische Dokumentation, die Besucher emotional tief berührt.
Die Pinkas-Synagoge ist heute ein essenzieller Bestandteil des Jüdischen Museums Prag, welches die jüdische Geschichte der Stadt umfassend dokumentiert und für zukünftige Generationen bewahrt.
Lohnt sich ein Besuch der Pinkas-Synagoge?
Die Pinkas-Synagoge ist zweifellos eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Prag. Als Teil des Jüdischen Museums ist sie regelmäßig Teil der Touren durch das jüdische Viertel Josefov. Tickets kosten etwa 600 CZK (rund 25 Euro) und beinhalten Zugang zu mehreren Synagogen und dem historischen jüdischen Friedhof. Viele Besucher empfinden diesen Preis angesichts der gebotenen kulturellen Erfahrung als angemessen.
Die Lage der Synagoge – nur wenige Minuten vom Altstädter Ring entfernt – ist ideal für Touristen, die das jüdische Viertel erkunden möchten. Die ruhige, nachdenkliche Atmosphäre bietet zudem einen willkommenen Kontrast zum Trubel der Prager Altstadt.
Die meisten Besucher empfehlen, sich ausreichend Zeit für die Besichtigung zu nehmen, um die Inschriften und Ausstellungen intensiv wahrzunehmen. Besonders die schiere Anzahl der Namen an den Wänden beeindruckt viele Besucher nachhaltig und macht den Besuch unvergesslich.
Was sagen andere Besucher
Auf Bewertungsplattformen wie TripAdvisor wird die Pinkas-Synagoge durchweg als berührend und eindringlich beschrieben. Besucher loben häufig die bewegende Atmosphäre, die emotionale Tiefe der Gedenkstätte und empfehlen sie als unverzichtbaren Bestandteil einer Prag-Reise.
So beschreibt ein Nutzer auf TripAdvisor die Synagoge als „unglaublich bewegend und tief beeindruckend“. Ein anderer Besucher meint: „Wer einmal die unzähligen Namen der Opfer an den Wänden gesehen hat, wird diese Erfahrung nie wieder vergessen.“
Negatives Feedback gibt es kaum, gelegentlich wird aber kritisiert, dass es besonders zur Hauptsaison recht voll werden kann, was die Erfahrung etwas beeinträchtigt. Einige Besucher hätten sich zudem ausführlichere Informationen direkt vor Ort gewünscht. Insgesamt überwiegen aber eindeutig positive Erfahrungen, und viele bezeichnen den Besuch sogar als Höhepunkt ihres Prag-Aufenthaltes.
Alle Fakten auf einen Blick
Standort | Prag, Josefov (Jüdisches Viertel) |
Erbauungsjahr | 1535 |
Architekturstil | Spätgotik, Renaissance |
Besondere Merkmale | Holocaust-Gedenkstätte, Netzgewölbe, barocker Toraschrein |
Gedenkstätte eröffnet | 1960, erneut 1995 |
Anzahl Namen Opfer | ca. 78.000 |
Teil von | Jüdisches Museum Prag |
Eintrittspreis | ca. 600 CZK (ca. 25 Euro) im Kombiticket |
Öffnungszeiten | Sonntag bis Freitag, Samstag geschlossen (Schabbat) |
Barrierefrei | eingeschränkte Barrierefreiheit |
Hunde erlaubt? | nein |
Bewertung (TripAdvisor) | 4,5 von 5 Sternen |
Fazit – Persönlicher Eindruck als Fachredakteur
Die Pinkas-Synagoge lohnt sich definitiv für jeden Besucher, der Prag besucht und einen authentischen Einblick in die jüdische Geschichte der Stadt erhalten möchte. Sie ist nicht nur eine eindrucksvolle architektonische Stätte, sondern auch ein bedeutender Ort des Erinnerns und Nachdenkens. Die Namen der Opfer, die in die Wände eingraviert sind, machen die abstrakte Zahl der Holocaust-Opfer erschütternd konkret und hinterlassen einen tiefen, nachhaltigen Eindruck.
Ein Besuch der Pinkas-Synagoge ist weit mehr als bloßer Tourismus – es ist eine Erfahrung, die emotional berührt und zum Nachdenken anregt.
Quellenverzeichnis
- Jüdisches Museum Prag – www.jewishmuseum.cz
- Jewish Museum Prague – www.jewishmuseum.cz/en/explore/..
- TripAdvisor – Pinkas-Synagoge – www.tripadvisor.de/Attraction_Review…