Die Bahnhöfe Prags zählen aufgrund ihrer herausragenden Architektur und ihres besonderen Aufbaus zu den schönsten Verkehrsknotenpunkten Tschechiens. Wir verraten, warum der Hauptbahnhof, der Bahnhof Smíchovské nádrží und der Empire-Bahnhof Masarykovo nádraží nicht nur Eisenbahnfans begeistern.
Wissenswertes über Prags Bahnhöfe und Zugverkehr
- Bahnhöfe: Prag besitzt mehrere größere Bahnhöfe, darunter den zentralen Praha hlavní nádraží, den historischen Masarykovo nádraží und den internationalen Knotenpunkt Praha Holešovice. Sie dienen als wichtige Schnittstellen im nationalen und internationalen Zugverkehr.
- Zugverbindungen: Täglich verkehren von Prag aus zahlreiche Regionalzüge sowie internationale Schnellzüge, unter anderem nach Wien, Berlin, Budapest und Bratislava. Die Tschechischen Bahnen (ČD) sowie private Anbieter wie RegioJet und Leo Express betreiben das Streckennetz.
- Strecken: Das tschechische Bahnnetz ist eines der dichtesten in Europa. Von Prag aus führen Hauptstrecken sternförmig in alle Landesteile, was die Stadt zu einem zentralen Eisenbahnknoten macht.
- Architektur: Einige Bahnhöfe – insbesondere der Hauptbahnhof – beeindrucken durch ihre historische Architektur. Der Jugendstil-Bau von Josef Fanta wurde Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet und gilt als eines der schönsten Bahnhofsgebäude Europas.
- Modernisierung: Trotz des historischen Flairs investieren Stadt und Staat in die Erneuerung der Bahnhofsgebäude und die Digitalisierung der Fahrgastinformationen. Barrierefreiheit und Komfort stehen zunehmend im Fokus.
Der historische Zauber des Prager Hauptbahnhofs
Der Prager Hauptbahnhof ist der wichtigste, wenn auch nicht schönste Verkehrsknotenpunkt Prags. Jeden Tag strömen Tausende Besucher und Pendler durch die Vorhalle, warten auf ihren Anschluss am Bahnsteig oder gönnen sich einen kleinen Snack in den Restaurants bekannter Fast-Food-Ketten.
Der Hlavní nádraží blickt auf dunkle Zeiten zurück. In den Nullerjahren traf sich hier die Prager Unterwelt, um Drogen zu kaufen oder anderen finsteren Geschäften nachzugehen. In den Toiletten gingen Frauen der Prostitution nach.
In den vergangenen Jahrzehnten wandelte sich das Bild. Nach der letzten Restaurierung erhielt der Hauptbahnhof Prag seinen ursprünglichen Glanz zurück. Wer genau hinsieht, erkennt die Schönheit des einmaligen Bauwerkes, das gekennzeichnet ist von pompösen Jugendstildetails und brutalistischen Elementen der 1970er-Jahre.
Die überkuppelte Schalterhalle im typischen Jugendstil entstand in den Jahren 1901 bis 1909. Verantwortlich dafür war der Architekt Josef Fanta. Er lieh dem vor Ort ansässigen Fanta-Café seinen Namen. Bei deinem Besuch des Prager Hauptbahnhofs solltest du unbedingt auf einen Kaffee im „Fantova Kavárna“ vorbeisehen und die besondere Atmosphäre genießen.
Überall finden sich einmalige Fotomotive, wie der alte Tresor, die Barschaukeln am Tresen oder das Porträt von Josef Fanta, das einen stilvollen Kontrast zum modernen Industriedesign der Einrichtung bildet. Durch die großen Fenster fällt der Blick in die reich verzierte Schalterhalle, die von Motiven des Jugendstils und Ornamenten geprägt ist.
Wer sich den historischen Teil des Hauptbahnhofs ansehen möchte, macht sich auf die Suche nach dem alten Haupteingang, der an der viel befahrenen Wilsonova, der Endstelle vieler Fernbusse, liegt. Hier führt ein atemberaubender Eingangspavillon mit triumphbogenförmigem Fenster ins Innere. Auf dem Sattel- und Giebeldach des Gebäudes im Sezessionsstil thronen zwei stattliche Türme.
Wesentlich nüchterner erscheint der brutalistische Bereich aus den Jahren 1972 bis 1979, durch den man direkt zu den Zügen gelangt. Er ist der historischen Schalterhalle vorgelagert, sodass die meisten Menschen, die von oder zu den Bahngleisen strömen, nichts davon mitbekommen. Der Architekt Josef Danda fokussierte bei der Konzeption der niedrigen Vorhalle vor allem praktische Aspekte. Um den Bahnhof und den vorgelagerten Park attraktiver zu gestalten, finden ab 2028 umfassende Baumaßnahmen statt.
Anschrift:
Wilsonova 300/8
120 00 Vinohrady
Anfahrt
Masarykovo nádraží – Prags bezaubernder Empire-Bahnhof
Geht es darum, den schönsten und zugleich ältesten Bahnhof Prags zu küren, hat der Bahnhof Masarykovo nádraží in der Neustadt die Nase vorn. Eine herausragende Bedeutung im Fernverkehr hat er jedoch nicht. Hier verkehren vornehmlich regionale Züge.
Der Vorbau des um 1811 bis 1845 errichteten Gebäudes aus gusseisernen, dunkelgrün gestrichenen Pfeilern und Glas erscheint wie eine historische Markthalle. Der Entwurf stammt vom Architekten Antonín Jüngling und ist ein hervorragendes Beispiel für den Empirestil.
Schreitest du durch die Pforte, stehst du bereits in der Bahnhofsvorhalle mit ihrer hölzernen Dachkonstruktion, durch die dank zahlreicher Fensterscheiben ausreichend Licht ins Innere fällt. An den Ständen und in den Restaurants verkürzt du dir bei einem Snack die Wartezeit. Gleich hinter der Halle schließen sich die überdachten Bahngleise an.
Anschrift:
2, Havlíčkova 1014, Nové Město
110 00 Praha
Anfahrt
Smíchovské nádraží – ein Bahnhof im Stil der 1950er-Jahre
Zugegeben, der Stil des am westlichen Stadtrand von Prag gelegenen Bahnhofs Smíchovské nádraží wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen. Die Gänge versetzen Reisende gedanklich in die 1950er-Jahre. Die beigefarbenen Fliesen reichen bis an die Decken – alles funktional, steril und für die Ewigkeit gebaut. Die Entwürfe im Stil des klassizistischen Funktionalismus stammten von den Architekten Ladislav Žák und Jan Zázvorka.
Der Check-in-Halle widmeten die beiden mehr Aufmerksamkeit. Hier zieht sich ein 40 Meter langes Wandgemälde des Malers Richard Wiesner direkt über den Schaltern durch den Raum. Der Künstler nutzte die sogenannte Sgraffito-Technik (eine Kratztechnik, bei der mit spitzen Werkzeugen Details in den Kalkanstrich gekratzt werden) um seine fast 80 Bauern- und Arbeiterfiguren zum Leben zu erwecken.
1985 erhielt der Bahnhof Anschluss an die Metro. Vom Bahnhof Smíchovské nádraží aus gelangst du zu umliegenden Orten wie Písek, Marienbad, Eger und Pilsen. Noch bis 2027 finden umfangreiche Baumaßnahmen statt, um einen einfacheren, schnelleren Transfer zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln zu gewährleisten.
2028 sollen die Arbeiten für den etwa 25 Kilometer langen Eisenbahntunnel, der Prag und Beroun in 12 Minuten verbindet, beginnen. Bis dieser fertiggestellt ist, wird jedoch wenigstens ein Jahrzehnt vergehen.
Anschrift:
Smíchov
150 00 Prag 5
Anfahrt
Foto: Copyright: pyty, bigstock.com