Prags schönste Brücken abseits der Karlsbrücke

Artikelbild
Foto: M. Föster

„Über sieben Brücken musst Du gehen“: Mit diesem Lied gewann die ostdeutsche Band Karat 1978 den Grand Prix beim Internationalen Schlagerfestival. Damit überquerst Du jedoch nur einen Bruchteil der Prager Brücken, Überführungen und Stege. Davon findest Du in der tschechischen Hauptstadt mehr als 30 Stück. Allein 18 Stadtbrücken verbinden das eine Moldauufer mit dem anderen. Eine davon: die berühmte Karlsbrücke aus dem 14. Jahrhundert.

Untrennbar verbunden: Prag und seine Brücken

Prags Architektur schlägt eine Brücke zwischen dem Historischen und dem Modernen. Das fällt speziell bei einem Blick auf die Brücken der Stadt auf:

  • Die älteste Brücke von Prag: Anstelle der heutigen Karlsbrücke stand bis 1342 die Judith-Brücke. 15 Jahre später gab Karl IV. die „Karlův most“ in Auftrag. 1402 überspannte sie die Moldau. Die 30 Heiligenskulpturen – Wahrzeichen der Karlsbrücke – kamen zwischen 1683 und 1928 an ihren Platz.
  • Die längste Brücke von Prag: Das Negrelli-Viadukt ist Prags zweitälteste Brücke. Mit 1.110 Metern ist sie auch die längste. Bis 1910 war keine andere Brücke in Europa länger.
  • Die breiteste Brücke von Prag: Die erste Betonbrücke der tschechischen Hauptstadt entstand 1912: die Hlávka-Brücke. Mit 28 Metern ist sie breiter als jede andere Brücke des Landes.

Welche Brücken Prags sind am schönsten?

Die Menschenmassen an den Prager Sehenswürdigkeiten schrecken Dich ab? Auf eine Sightseeingtour musst Du dennoch nicht verzichten. Schau Dir statt Kirchen und Museen die schönsten Brücken in der Moldaumetropole an:

Die Troja-Brücke abseits des Prager Zentrums

Die historischen Brücken tragen zum Charme von Tschechiens Hauptstadt bei. Wer modernere Architektur bevorzugt, geht zur 2014 erbauten Troja-Brücke.

Die weiße Stahlbrücke überspannt die Moldau zwischen den Stadtteilen Holešovice und Troja. Ihrem eleganten Design verdankte sie 2015 den „Exzellenz-Preis“, verliehen im Rahmen der The European Steel Design Awards.

Auf der Troja-Brücke gelangen Fußgänger und Radfahrer trockenen Fußes übers Wasser. Auch Autos und Straßenbahnen fahren über den Stahlkoloss.

Tipp: Einen unverstellten Blick auf die Troja-Brücke genießt Du vom Ufer der Moldau aus. In den Abendstunden lohnt der Besuch, um ein Foto der beleuchteten Brücke zu knipsen.

Die Mánes-Brücke im Herzen von Prag

Schaust Du von der Karlsbrücke flussabwärts, entdeckst Du als nächste Moldaubrücke „Mánesův most“.

Die Mánes-Brücke verdankt ihren heutigen Namen dem böhmischen Maler Josef Mánes. Von ihm stammt eine Kalendertafel, die heute Bestandteil der berühmten Astronomischen Uhr ist. Bis 1920 lieh Erzherzog Franz Ferdinand d’Este dem Bauwerk seinen Namen.

Seit 1914 fahren Autos und Straßenbahnen über die Mánes-Brücke. Neben ihrer klassischen Form beeindruckt die Betonbrücke mit den Ausschmückungen an ihren Pfeilern. Die figuralen Friesen zeigen Motive aus dem Leben der Moldauflößer.

Die Čech-Brücke im Zentrum der tschechischen Hauptstadt

Prag und der Jugendstil gehören zusammen. Das beweist nicht nur das Mucha-Museum in der Moldaumetropole. Möchtest Du Jugendstilkunst abseits eines Museums bewundern, schaust Du Dir die Čech-Brücke an.

Vom Altstädter Ring folgst Du der Pařížská Straße bis zum Ende. Dort blickst Du auf die 169 Meter lange Brücke. Sie entstand zwischen 1905 und 1908. Namensvetter ist der tschechische Nationaldichter Svatopluk Čech. Er starb kurz vor der Fertigstellung des Bauwerks.

Neben den historischen Straßenlaternen an der Čech-Brücke stechen die zwei Bronzefiguren an jedem Ende ins Auge. Die drei Meter hohen Darstellungen der Siegesgöttin Viktoria stehen auf 17,5 Meter hohen Säulen aus Gusseisen.

Wirfst Du seitlich einen Blick auf die Moldaubrücke, entdeckst Du weitere Statuen. Imposante Schutzgeister und Hydren schauen aufs Wasser. Die Symbole sowie ihre detailreiche Darstellung scheinen den Betrachter direkt in die Antike zu entführen.

Die Brücke der Legionen am Prager Nationaltheater

Weitere Jugendstilelemente findest Du, wenn Du von der Karlsbrücke flussaufwärts schaust. Dort siehst Du die Brücke der Legionen, Most Legií. Sie verbindet die Nationalstraße mit dem Petřin-Hügel auf der Prager Kleinseite. Mittig unter der Brücke der Legionen erstreckt sich die Schützen-Insel.

Die 343 Meter lange Brücke entstand 1901. Vier große Jugendstiltürme fassen die Fahrbahn an jeweils einem Ende des Bauwerks ein. Neben der detailreichen Fassade stechen die Kuppeldächer ins Auge. Einst dienten die Türme als eine Art Mautstation.

Spazierst Du über die Brücke der Legionen, entdeckst Du historische Laternenmasten aus Gusseisen. Reliefs von Gustav Zoula zieren deren unteren Teil. Den oberen Bereich der Masten schmücken Kreisformationen mit dem Tschechischen Löwen. Das Brückengeländer füllen Kegel im Stil der Neurenaissance.

Historischer Überblick: Die Brücken der Moldau im Wandel der Zeit

Die Moldau ist Prags Lebensader – und die Brücken, die sie überspannen, sind weit mehr als bloße Verkehrsverbindungen. Sie sind Zeitzeugen, Kunstwerke und stille Beobachter der wechselvollen Geschichte der tschechischen Hauptstadt. Bereits im 12. Jahrhundert begannen die Menschen, die beiden Moldauufer mit festen Brücken zu verbinden – mit Auswirkungen, die weit über Prag hinausreichten.

Die erste steinerne Brücke: Die Judithbrücke

Die erste feste Moldaubrücke war die Judithbrücke (Juditin most), die zwischen 1158 und 1172 erbaut wurde. Sie war eine der frühesten Steinbrücken in Mitteleuropa – und stellte einen Meilenstein in der städtischen Infrastruktur dar. Benannt wurde sie nach Judith von Thüringen, der Gemahlin des böhmischen Königs Vladislav II., die den Bau entscheidend förderte.

Diese Brücke war nicht nur ein Meisterwerk der mittelalterlichen Baukunst, sondern vor allem ein strategisch wichtiger Handelsweg. Ihre Existenz katapultierte Prag in die erste Reihe mittelalterlicher Handelsstädte. Doch der Fortschritt hatte auch seine Grenzen: Ein verheerendes Hochwasser im Jahr 1342 zerstörte die Brücke fast vollständig. Einige Fundamente und Bögen sind bis heute erhalten – unter anderem im Keller des barocken Klementinums.

Die Geburt der Karlsbrücke – Ein Symbol der Macht

Nach dem Verlust der Judithbrücke beauftragte Kaiser Karl IV. den Bau einer neuen Brücke – noch solider, noch prächtiger. Die Grundsteinlegung der Karlsbrücke (Karlův most) erfolgte am 9. Juli 1357 um 5:31 Uhr – ein bewusst gewählter Zeitpunkt, der in Form einer Zahlenpyramide (135797531) als glücksbringend galt.

Die Karlsbrücke, nach gotischem Vorbild von Baumeister Peter Parler errichtet, war ein architektonisches Meisterwerk ihrer Zeit. Ihre 16 Pfeiler aus Sandstein und die Länge von 516 Metern machten sie zur bedeutendsten Verbindung über die Moldau. Ursprünglich hieß sie schlicht „Steinerne Brücke“ – erst 1870 erhielt sie ihren heutigen Namen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mit 30 barocken Statuen geschmückt, darunter die berühmte Figur des Heiligen Johannes Nepomuk. Noch heute gilt sie als das Wahrzeichen Prags und zieht täglich Tausende von Besucherinnen und Besuchern an.

Neue Brücken für eine wachsende Stadt

Mit dem Wachstum Prags im 19. Jahrhundert entstand der Bedarf nach weiteren Übergängen über die Moldau:

  • Die Palacký-Brücke (Palackého most) wurde zwischen 1876 und 1878 gebaut und ist eine der ältesten erhaltenen Brücken der Stadt. Sie wurde nach dem tschechischen Historiker und Nationalpolitiker František Palacký benannt. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie beschädigt, aber anschließend wieder instand gesetzt.
  • Die Čech-Brücke (Čechův most) entstand zwischen 1905 und 1908 und ist heute die einzige erhaltene Brücke im Jugendstil. Sie wurde nach dem Schriftsteller Svatopluk Čech benannt und beeindruckt mit filigraner Metallarchitektur – ein echtes Schmuckstück am Eingang zur Altstadt.
  • Die Most Barikádníků („Brücke der Barrikaden“) stammt aus der kommunistischen Nachkriegszeit. Sie wurde in den 1970er Jahren erbaut und symbolisierte zu ihrer Zeit den Fortschrittswillen der Tschechoslowakei.
  • Im 21. Jahrhundert wurde die Troja-Brücke zum neuen Wahrzeichen moderner Baukunst. Sie wurde 2014 eröffnet und ist eine elegante Netzwerkbogenbrücke, die die Stadtteile Troja und Holešovice verbindet – ein Kontrast zur schweren Gotik der Karlsbrücke.

Brücken als Spiegel der Zeit

Jede Brücke in Prag erzählt ein Stück Geschichte – sei es vom Aufstieg einer mittelalterlichen Handelsstadt, vom Überleben kriegerischer Zeiten oder vom modernen Stadtumbau im 21. Jahrhundert. Dabei sind die Brücken nicht nur bauliche Meisterwerke, sondern auch kulturelle Marker: Sie spiegeln die Gesellschaft, die Technik und das Selbstverständnis der jeweiligen Epoche wider.

Ob als Bollwerk gegen Hochwasser, als stolzer Weg über die Moldau oder als Ort der Kunst und Begegnung – Prags Brücken sind weit mehr als reine Infrastruktur. Sie sind tragende Elemente der Stadtgeschichte.

Foto: M. Förster

Meistgebuchte Aktivitäten

Unsere Prag Tipps von A-Z

Erlebnisse Hotels Jüdische Viertel Prager Burg Shopping Touristinfo Tschechien Video

Prags schönste Brücken abseits der Karlsbrücke - PRAG VISIT