Die Spanische Synagoge in Prag – Ein kulturelles und architektonisches Meisterwerk im Herzen Europas

Artikelbild
Foto: Mario Förster,

Die Spanische Synagoge gehört zu den architektonischen und kulturellen Perlen Prags. Im Herzen des historischen jüdischen Viertels Josefov gelegen, zieht sie jährlich tausende Besucher an, die von der prächtigen Architektur, ihrer tiefgründigen Geschichte und kulturellen Bedeutung fasziniert sind. Doch was macht diese Synagoge eigentlich so besonders? Begleite mich auf einer ausführlichen Reise zu diesem außergewöhnlichen Bauwerk und entdecke die verschiedenen Facetten, die die Spanische Synagoge zu einem Muss für jeden Prag-Besucher machen.

Wo: Spanische Synagoge, Vězeňská 1, 110 00 Staré Město, Tschechien -> Anfahrt

Architektur – Maurischer Traum mitten in Prag

Bereits beim Betreten des Gebäudes fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Von außen wirkt die Synagoge zunächst zurückhaltend elegant, mit schlichten Fassaden im Stil der Neorenaissance. Doch der Innenraum offenbart einen spektakulären Anblick: er ist vollständig im maurischen Revival-Stil gehalten und gilt als eines der schönsten Beispiele dieses Stils in Europa. Wer einmal durch die schweren Holztüren tritt, fühlt sich unmittelbar in den Süden Spaniens, in die mystische Atmosphäre der Alhambra von Granada versetzt.

Dominierend ist dabei die große Kuppel, geschmückt mit filigranen geometrischen Mustern, goldenen Elementen und bunten Glasfenstern, die das Sonnenlicht in schillernden Farben reflektieren. Der zentrale Bereich wird flankiert von eleganten, umlaufenden Galerien, auf denen früher die Frauen während des Gottesdienstes Platz fanden. Ein besonderes Highlight ist die kunstvoll verzierte Orgel über dem Eingang, welche in einer Synagoge ursprünglich äußerst untypisch war und von der liberalen Ausrichtung der damaligen Gemeinde zeugt.

Im Jahr 1867 begann man mit dem Bau der Synagoge nach Entwürfen des bekannten Architekten Vojtěch Ignác Ullmann, eröffnet wurde sie bereits ein Jahr später, 1868. Die prachtvolle Innendekoration folgte erst später, im Jahr 1882, gestaltet durch die Architekten Antonín Baum und Bedřich Münzberger. Hier wurden Anklänge an die weltberühmte Alhambra in Granada bewusst aufgegriffen, was letztlich zur Benennung als „Spanische“ Synagoge führte.

Geschichte – Von Glanzzeiten zu schweren Jahren

Die Spanische Synagoge blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. An der Stelle der heutigen Synagoge stand bereits zuvor die „Altschul“, die älteste Synagoge des jüdischen Viertels, welche jedoch im 19. Jahrhundert als zu klein und baufällig galt und deshalb 1867 abgerissen wurde. Die neue Synagoge wurde bereits 1868 eingeweiht und symbolisierte den Aufbruch der jüdischen Reformbewegung in Prag.

Während des ausgehenden 19. Jahrhunderts war die Synagoge Mittelpunkt der liberalen jüdischen Gemeinschaft Prags. Sie war auch ein bedeutendes kulturelles Zentrum, in dem Konzerte und Vorträge gehalten wurden. Die Integration der Orgel sowie eines Chores im Gottesdienst war damals ein Ausdruck modernen und offenen Denkens und zog zahlreiche Besucher an.

Im 20. Jahrhundert veränderten sich die Zeiten dramatisch: Mit der Besetzung Prags durch die Nationalsozialisten 1939 wurde die jüdische Gemeinde massiv verfolgt. Gottesdienste wurden verboten, und ab 1941 diente das Gebäude als Lager für beschlagnahmte jüdische Kultgegenstände. Nach Kriegsende ging die Synagoge in den Besitz des Jüdischen Museums Prag über, war jedoch unter der kommunistischen Herrschaft lange Zeit kaum öffentlich zugänglich.

Eine umfassende Restaurierung erfolgte nach der Rückgabe an die jüdische Gemeinde in den 1990er Jahren. Zwischen 1994 und 1998 wurde die Spanische Synagoge grundlegend restauriert und wiedereröffnet. Eine weitere Sanierung fand zwischen 2019 und 2020 statt, wobei der Innenraum nochmals aufwendig restauriert wurde. Heute ist die Synagoge in ausgezeichnetem Zustand und bietet einen eindrucksvollen Einblick in die jüdische Geschichte Prags.

Kulturelle Bedeutung – Ein Ort der Erinnerung und Begegnung

Die kulturelle Bedeutung der Spanischen Synagoge ist vielschichtig und weitreichend. Einerseits steht sie für den liberalen Geist des Judentums im 19. Jahrhundert und andererseits als stumme Zeugin der tragischen Kapitel der jüdischen Gemeinschaft in Prag während des Holocaust. Heute dient die Synagoge primär als Museum und beherbergt eine bedeutende Dauerausstellung über das Leben der böhmischen und mährischen Juden im 19. und 20. Jahrhundert.

Zudem ist sie regelmäßig Veranstaltungsort für Konzerte, Lesungen und kulturelle Veranstaltungen, wodurch sie nicht nur ihre Rolle als religiöse Stätte, sondern auch als lebendiger Ort kultureller Begegnungen erfüllt. So bietet sie einen wichtigen kulturellen und gesellschaftlichen Raum, in dem jüdische Kultur und Tradition einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.

Touristische Bedeutung

Für Prag-Besucher zählt die Spanische Synagoge zu den Top-Attraktionen der Stadt. Der Besuch ist oft Bestandteil von Touren durch das jüdische Viertel, wobei ein Ticket für die die Spanische Synagoge und für das gesamte Jüdische Museum etwa 600 CZK kostet. Der Eintrittspreis wird gelegentlich als etwas hoch empfunden, aber das überwältigende Innere rechtfertigt laut vielen Besuchern den Preis.

Im Internet finden sich zahlreiche Erfahrungsberichte, die die Schönheit und Einzigartigkeit der Synagoge loben. Auf Bewertungsplattformen wie TripAdvisor erhält sie regelmäßig Höchstbewertungen. Besonders beeindruckt sind die Besucher von der atemberaubenden Architektur und den detailreichen Ornamenten, die man stundenlang betrachten könne. Oftmals werden auch die gute Akustik und die Atmosphäre während der regelmäßig stattfindenden Konzerte positiv hervorgehoben.

Kritische Stimmen gibt es kaum, allerdings bemängeln einzelne Besucher den hohen Eintrittspreis oder finden, dass zu wenig auf einzelne Exponate eingegangen wird. Einige Besucher beklagen, dass der Raum oft recht voll sei, besonders in der Hauptsaison, was den Genuss etwas schmälere. Doch selbst diese Kritiker geben meist an, dass sich der Besuch insgesamt lohnt und sie beeindruckt zurückgelassen hat.

Übersichtliche Tabelle aller Fakten

NameSpanische Synagoge
StandortPrag-Josefov, jüdisches Viertel
Erbaut1867–1868
ArchitekturstilMaurischer Revival (Innen), Neorenaissance (Außen)
ArchitektenVojtěch Ignác Ullmann, Josef Niklas, Antonín Baum, Bedřich Münzberger
BesonderheitenMaurischer Stil, prachtvoller Innenraum, Orgel
Nutzung heuteMuseum, Konzertsaal
DauerausstellungJuden in Böhmen und Mähren im 19. und 20. Jahrhundert
Restaurierungen1994, 2019–2020
Eintrittspreiseca. 600 CZK für Gesamtticket des Jüdischen Museums
ÖffnungszeitenSonntag bis Freitag geöffnet, Samstag geschlossen
Bewertung (Online)4,5 von 5 Sternen auf TripAdvisor

Persönliches Fazit

Die Spanische Synagoge in Prag ist ein Ort, der nicht nur aufgrund seiner ästhetischen Schönheit beeindruckt, sondern auch tiefere Einblicke in die jüdische Kultur und Geschichte Europas ermöglicht. Sie erzählt von liberalem Aufbruch und kultureller Blüte genauso wie von Verfolgung und Wiedergeburt. Sie zeigt, wie architektonische Schönheit und historische Tiefe Hand in Hand gehen können. Für Besucher Prags ist sie daher nicht nur ein ästhetisches Highlight, sondern auch ein Ort der Reflektion und Erinnerung.

Die Balance zwischen Museum, Konzertsaal und Erinnerungsort macht sie einzigartig. Wer Prag besucht, sollte sich die Zeit nehmen, die Synagoge in Ruhe zu erkunden und in ihre besondere Atmosphäre einzutauchen. Es ist ein Ort, an dem Geschichte lebendig bleibt und an dem die prachtvolle Architektur den Besucher zugleich bezaubert und nachdenklich stimmt.


Quellen:

Meistgebuchte Aktivitäten

Unsere Prag Tipps von A-Z

Erlebnisse Hotels Jüdische Viertel Prager Burg Shopping Touristinfo Tschechien Video

Die Spanische Synagoge in Prag – Ein kulturelles und architektonisches Meisterwerk im Herzen Europas - PRAG VISIT