Das Café Louvre öffnete seine Türen erstmals im Jahr 1902 und zählt seither zur ersten Riege der Prager Cafés. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt es als geistiges Wohnzimmer der Stadt. Hier verkehrten bedeutende Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Kunst. Der Physiker Albert Einstein, während seiner Prager Professur 1911/12, diskutierte hier mit Kollegen.
Das Café Louvre ist heute sowohl lebendiges Museum der Kaffeehaustradition als auch zeitgemäßes Lokal. Es hat täglich geöffnet und ist meist gut gefüllt – dennoch findet man dank der Größe fast immer einen Platz. Als Kulturerbe der Stadt wird es in Reiseführern empfohlen, ist aber keineswegs eine steife Touristenattraktion geblieben. Viele Prager kommen zum Sonntagsbrunch oder auf einen Kaffee nach dem Theater hierher. Zudem werden im Louvre regelmäßig kulturelle Events veranstaltet, von Buchvorstellungen bis zu Schachturnieren, die an die Salons der Vergangenheit anknüpfen. Kurz: Das Café Louvre bleibt eine Institution, in der die Prager Seele bei Kaffee und Kuchen weiterlebt.
Café Louvre
Národní 22, 110 00 Nové Město, Tschechien
Webseite
Die Schriftsteller Franz Kafka, Max Brod und Franz Werfel hatten ihre Stammplätze im Louvre und gehörten zu einem literarischen Zirkel, der als „Louvre-Kreis“ bekannt war. Auch der erste tschechoslowakische Präsident T. G. Masaryk schaute regelmäßig vorbei. Das Café Louvre war ein Schmelztiegel der Ideen – unzählige Freundschaften, Vereine und literarische Werke nahmen hier ihren Anfang. 1948 wurde das als bürgerlich geltende Café von den Kommunisten geschlossen, doch nach der Samtenen Revolution gelang 1992 die Wiederauferstehung. Seitdem knüpft das Louvre wieder an seine glorreiche Vorkriegstradition an und zieht Intellektuelle wie Touristen magisch an.
Architektur und Atmosphäre
Das Café befindet sich in der ersten Etage eines Gebäudes an der Národní-Straße. Schon beim Eintreten spürt man den Flair der Belle Époque. Hohe Decken mit Stuckverzierungen, große Spiegel und elegante Leuchter verleihen dem Hauptsaal eine helle, großzügige Atmosphäre. Die Einrichtung – Holztische, Thonet-Stühle und ein Klavier in der Ecke – atmet Wiener Kaffeehaus-Tradition. Tatsächlich beschreibt sich das Louvre selbst als klassisches Grand Café, in dem die Zeit stehengeblieben scheint, während draußen die Geschichte vorbeizieht. Hier kann man stundenlang verweilen, Zeitung lesen oder anregende Gespräche führen, ohne je das Gefühl zu haben, unerwünscht zu sein. Trotz des oft lebhaften Betriebs (das Café bietet hunderte Sitzplätze) wirkt die Atmosphäre gemütlich und entspannt – der sprichwörtliche „Insel der Ruhe im Großstadttrubel“ trifft hier zu.
Besondere Spezialitäten
Das Café Louvre pflegt die traditionelle mitteleuropäische Kaffeehaus-Küche. Auf der Speisekarte stehen Wiener Schnitzel und Gulasch neben modernen Gerichten, doch berühmt ist es vor allem für seine Patisserie. Die hausgemachten Kuchen und Torten – allen voran der Apfelstrudel und die Sachertorte – sind ein Muss für jeden Besucher. Ein Klassiker ist der „Wiener Melange“-Kaffee, aber auch spezielle Kreationen wie der Kaffee „Maria Theresa“ (mit Orangenlikör) werden angeboten. Zum stilvollen Frühstück gehören frische Croissants, während man nachmittags einen „Kaffee kompletně“ (Kaffee mit Dessert) genießen kann. Das Billiardzimmer im Louvre – eine Reminiszenz an vergangene Zeiten – lädt zudem dazu ein, eine Partie zu spielen, was dem Café ein weiteres Alleinstellungsmerkmal verleiht.
Berühmte Gäste
Wie erwähnt, liest sich die Gästeliste des Café Louvre wie ein Who’s who. Neben Einstein und Kafka zählt auch der Autor Karel Čapek zu den illustren Namen. Čapek soll hier mit seinem Bruder die Idee zum Wort „Robot“ (erstmals in seinem Theaterstück R.U.R. verwendet) erörtert haben. Franz Kafka verarbeitete die Café-Eindrücke literarisch und beschrieb in Tagebüchern das Treiben. Auch internationale Prominenz wie Eduard Einstein (Sohn Alberts) oder später berühmte Künstler der Zwischenkriegszeit schauten vorbei. Bis heute besuchen bekannte Kultur- und Politikschaffende das Louvre – man sagt, dass so mancher tschechische Minister hier ebenso anzutreffen ist wie renommierte Schauspieler. Die Mischung aus Touristen und Stammgästen von nebenan macht den besonderen Reiz aus.
Quellen und weiterführend:
- Tres Bohemes: The Bourgeois Art Nouveau Cafés of Prague (2016)
- Copernico.eu: Prague Coffeehouse Culture around 1900 (Magdalena Eriksröd-Burger, 2022)
- Offizielle Webseiten der cafelouvre.cz